DAS TEAM

DIRK LANGER

Die Forschung sagt, wir können nicht objektiv erinnern. Stattdessen konstruieren wir uns Ereignisse oder sogar unsere Biographie im Nachhinein zurecht. Nichts anderes tue ich als Schauspieler oder Autor bei meinen Figuren. Aber während es sich bei diesen Figuren um ein Erzählwerkzeug handelt, geht es doch bei mir Selber um das, was wir gewöhnlich Identität nennen. Welchen Stellenwert haben den nun meine Erinnerungen bei meiner Identitätsfindung? Wäre es nicht schön sich daran zu erinnern, wie mein Vater bei meinen ersten Schritten hinter mir stand, um mich, wenn nötig wieder aufzurichten? Oder ist es nur gut, dass ich vergessen haben, wie oft ich beim Gehen Lernen hingefallen bin? Die Erinnerung setzt bekanntlich erst mit 3 Jahren ein, aber auch danach wird großzügig aussortiert. An die recht schöne Feier zu meinem neunten Geburtstag kann ich mich nicht erinnern, aber an den ekeligen Rosenkohl, den ich im selben Jahr bei den Nachbarn essen musste, weil ich zu feige war mich zu weigern. Rosenkohl esse ich mittlerweile mit Leidenschaft, meinen Geburtstag feiere ich allerdings nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Wozu brauche ich also Erinnerungen, wenn mein Gehirn dann doch seine eigenen Schlüsse für mein Verhalten aus den Ereignissen zieht? Vielleicht nur, um in die Lage versetzt zu werden, anderen eine Geschichten zu erzählen.

Schauspieler, Musiker, Komiker und Seemann

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